E-Learning-Lehrgang „Natura-2000-Manager/in“
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Entwicklungsphasen LRT 6230

Ansprache, Abgrenzung und Bewertung von LRT im Gelände

Im Zuge der Grunddatenerhebung (GDE) wurden in allen gemeldeten FFH-Gebieten seit Ende der 1990er Jahre die europaweit geschützten Lebensraumtypen erfasst, d.h. im Freiland kartiert. Seitdem wird ihr Erhaltungszustand alle sechs Jahre gemonitored, indem die in der GDE erfassten Flächen erneut kartiert und bewertet werden. Um die Lebensraumtypen (LRT) im Gelände aber sicher ansprechen und voneinander abgrenzen zu können, sind fundierte Kenntnisse der den meisten LRT zu Grunde liegenden vegetationskundlichen Einheiten (häufig pflanzensoziologische Verbände) und der sie charakterisierenden Arten sowie der standortkundlichen und nutzungshistorischen Bedingungen, die zu ihrer Entstehung geführt haben, notwendig. Diese Kenntnisse werden u.a. in vegetationsökologischen- und -kundlichen Standardwerken wie Oberdorfer (1993), Wilmanns (1998), Dierschke & Briemle (2002) und Ellenberg & Leuschner (2010) sowie in dem zentralen Werk zur Geschichte der Kulturlandschaft (Poschlod 2015) vermittelt.

Kriterien und Regeln zur Erfassung der LRT, wie z.B. charakteristische Pflanzenarten, Erfassungsuntergrenzen, Abrenzung zu anderen LRT, vor allem auch die Bewertungsschwellen der qualitativ unterschiedlichen Erhaltungszustände A , B und C (sehr gut bis schlecht), werden bundesweit vorgegeben (BfN & BLAK 2017, Ssymank et al. 2021, Ssyymank et al. 2022) und in den Bundesländern spezifiziert. Die Untergrenze, ab der ein vorhandener Biotoptyp als naturschutzfachlich wertvoller LRT im Sinne der FFH-RL zu erfassen ist, wird z.B. durch die Anzahl bestimmter Lebensraum-typischer und -charakteristischer Arten bestimmt, die in einer Kartieranleitung für jeden Lebensraumtyp festgelegt sind.

In Ökosystemen gibt es zwischen Lebensgemeinschaften und damit auch zwischen FFH-LRT häufig nur allmähliche Übergänge entlang eines Umweltgradienten (Ellenberg & Leuschner 2010, Nentwig et al. 2017, Ssymank et al. 2021, Ssymank et al. 2022). Spätestens aber bei der Erfassung und Bewertung von LRT für die darauffolgende Datenhaltung - üblicherweise liegen digitalisierte Polygone (konkrete Flächen) unterschiedlicher LRT und Erhaltungszustände in „GIS-shapes“ (Themendateien in geographischen Informationssystemen) vor – müssen aber scharfe Grenzen gezogen werden. Die Abgrenzungen geschehen dann nicht nur anhand der „presence – absence“ der charakteristischen LRT-Arten, sondern meistens anhand der Veränderung der Häufigkeit der Pflanzenarten. Die Abgrenzung von Lebensraumtypen insbesondere im Gelände bedarf gewissen Erfahrung und Übung.
Diese für das Management von Natura 2000-Gebieten und den darin erfassten LRT zentralen Kenntnisse, LRT im Freiland zu erkennen, gegeneinander abgrenzen zu können und ihren Erhaltungszustand bewerten zu können, soll durch die nachfolgenden LRT-Beschreibungen, den 360°-Panoramen sowie in einem Präsenz-Exkursionsblock im Lehrgang vermitttelt werden.

Die in Deutschland vorkommenden Lebensraumtypen sind auf dieser Website aufgelistet (Liste Lebensraumtypen und VR-Panoramen Lebensraumtypen). Zu jedem LRT findet sich eine Verbreitungskarte, Abbildungen ausgewählter typischer Arten, ein oder mehrere 360°-Panoramen unterschiedlicher LRT-Ausprägungen sowie ein Link zu einem textlichen Steckbrief des LRT auf der Website des BfN. LRT, zu denen auf diesem Portal noch kein Material vorliegt, sind nur angegraut. Die LRT-Nummer entspricht dem EU-Code der Lebensraumtypen gemäß FFH -Richtlinie, die Bezeichnung entspricht der Originalbezeichnung der neuesten Fassung des Anhangs I der FFH -Richtlinie (vgl. https://www.bfn.de/lebensraumtypen).

Quellen

BfN: https://www.bfn.de/lebensraumtypen

Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Bund-Länder-Arbeitskreis (BLAK) FFH-Monitoring und Berichtspflicht (Hrsg.) (2017): Bewertungsschemata für die Bewertung des Erhaltungsgrades von Arten und Lebensraumtypen als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring Teil II: Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie. Teil II: Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie. BfN-Skript 481, 243 S, Bonn-Bad Godesberg.

Dierschke, H. & Briemle, G. (2002): Kulturgrasland. Ulmer. Stuttgart. 240 S.

Ellenberg H. & Leuschner C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. 6. Aufl. Ulmer Stuttgart. 1357 S.

Nentwig, W., Bacher S., Brandl, R. (2017): Ökologie – kompakt. 4. Aufl. Springer Spektrum, Heidelberg.

Oberdorfer, E. (Hrsg.) (1993), Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Teile I - IV. Wälder und Gebüsche. G. Fischer, Jena, 2. Aufl. 862 S.

Poschlod, P. (2015): Geschichte der Kulturlandschaft. Ulmer, Stuttgart. 320 S.

Ssyymank, A., Ellwanger, G., Ersfeld, M. Ferner, J. Lehrke, S., Müller, C., Raths, U., Röhling, M., Vischer-Leopold, M. (2021): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und der Vogelschutzrichtlinie. Band 2.1: Lebensraumtypen der Meere und Küsten, der Binnengewässer sowie der Heiden und Gebüsche. Naturschutz und Biologische Vielfalt 172. 795 S., BfN (Hrsg.), Bonn-Bad Godesberg.

Ssyymank, A., Ellwanger, G., Ersfeld, M. Ferner, J. Lehrke, S., Müller, C., Raths, U., Röhling, M., Vischer-Leopold, M. (2022): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und der Vogelschutzrichtlinie. Band 221: Lebensraumtypen des Grünlandes, der moore, Sümpfe und Quellen, der Felsen und Schutthalden, der Gletscher sowie der Wälder. Naturschutz und Biologische Vielfalt 172. 898 S., BfN (Hrsg.), Bonn-Bad Godesberg.

Wilmanns, O (1998): Ökologische Pflanzensoziologie. 6. Aufl. UTB. 405 S.

Datum: 13.12.2024
Online: https://www.natura2000manager.de
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