Renaturierung von Mooren
Moore sind terrestrische, wassergeprägte Ökosysteme, in denen Staunässe und daraus resultierender Luftabschluss verhindert, dass pflanzliches Material völlig abgebaut werden kann. Daraus folgt, dass der Aufbau organischen Materials den Abbau übersteigt, was dann zur Akkumulation organischen Materials – also Torf – führt (https://peatlands.org/peatlands/what-are-peatlands/).
Mehr als 5 % der Landoberfläche Deutschlands waren ursprünglich von Mooren bedeckt (ca. 17.800 km²). Nach Trockenlegung und Torfabbau sind noch 12.800 km² (3,6 %) in überwiegend schlechtem Zustand vorhanden, der Rest ist völlig zerstört. Von den verbliebenen Moorböden sind mehr als 95 % entwässert und werden von verschiedenen Landnutzungen in Anspruch genommen: 72 % Landwirtschaft, 14 % Forstwirtschaft, 7 % Verkehrs- und Siedlungsflächen und andere. In 1,5 % der Moore wird weiterhin Torf abgebaut. Nur 4 % sind als Schutzgebiete ausgewiesen (Naturschutzgebiet, FFH-Gebiete nach FFH-Richtlinie der EU) (https://mowi.botanik.uni-greifswald.de/moore-in-deutschland.html). Das bedeutet, dass vor allem in den nördlichen und südlichen Teilen von Deutschland potentiell ca. 12.000 km² ehemalige Moorflächen z.B. durch Wiedervernässung renaturiert werden könnten.
Man unterscheidet je nach ihrer Entstehung ein Vielzahl von Moortypen (vgl. Zerbe & Wiegleb 2016). Grundsätzlich gibt es jedoch zwei Haupttypen von Mooren: Regen- oder Hochmoore, die überwiegend oder nur vom Niederschlagswasser gespeist werden und deshalb extrem nährstoffarm und ph-sauer sind (ombrotroph). Hierzu zählen über das Geländerelief hinauswachsende, echte Hochmoore (“bogs / raised bogs”), Deckenmoore (“Blanket bogs”, Britische Inseln) oder auch locker bewaldete Hochmoore im Baltikum und Süd-Skandinavien). Sie sind von bestimmten Torfmoos-Arten der Gattung Sphagnum aufgebaut (EU-Natura 2000 Habitat-Codes 7110, 7120, 7140, 7150). Niedermoore hingegen finden sich auf staunassen Böden und hängen aber vom Grundwasserspiegel ab. Ihre Nährstoffversorgung ist deshalb minerotroph und sie sind daher zumeist weniger nährstoffarm und ph-sauer. Hierzu zählen Groß- und Kleinseggenriede, Schilfgebiete, Aapa-Moore (Nord-Skandinavien) u.a. Werden Niedermoore nicht genutzt, wachsen auf ihnen von Natur aus je nach Nährstoffversorgung Erlen, Birken- oder – seltener - Fichten-Bruchwälder. Die unterschiedlichen Niedermoortypen entsprechen den EU-Habitat codes 7210, 7230, 91D0. Zwischen Nieder- und Hochmooren gibt es verschiedene Übergänge, die als Übergangsmoore bezeichnet werden (Ellenberg & Leuschner 2010, https://www.greifswaldmoor.de/).
Während Hochmoortypen im wesentlichen zur Torfgewinnung und anschließender landwirtschaftlicher Nutzung zerstört wurden, sind Niedermoore im wesentlichen direkt für die landwirtschaftliche Nutzung trockengelegt worden. Alle Moortypen sind durch Wiedervernässung und Wiederherstellung der staunassen Verhältnisse renaturierungsfähig, so daß es unter Sauerstoffabschluss wieder zu Verhältnissen kommt, bei denen abgestorbenes organisches Material (im wesentlichen pflanzliche Biomasse) nicht vollständig zersetzt wird und auf diese Weise wieder Torf gebildet werden kann. Hochmoore sind nur unter bestimmten Bedingungen renaturierungsfähig, z.B. indem nach dem Torfabbauf eine ausreichend starke Schicht Torfmudde über dem Mineralboden stehen gelassen wurde (Zerbe & Wiegleb 2016). Hochmoortypische Vegetation kann sich nur unter diesen Voraussetzungen – dann aber unter Umständen relativ schnell - wieder einstellen. Ob und in welchem Ausmaß es unter heutigen klimatischen Bedingungen und gegebenen, nährstoffreichen Depositionen aus der Luft zu einer nachhaltigen Renaturierung und substantiellem Torbaufbau kommen kann, ist schwer zu prognostizieren (Greifswald Moorzentrum).
Vorangiges Ziel der Renaturierung von entwässerten, ehemaligen Moorflächen ist es jedoch zunächst, die voranschreitende Zersetzung des Torfkörpers und den damit verbunden CO2-Ausstoß zu stoppen. Die nur fünf Prozent der Bundesfläche einnehmenden Moorböden verursachen circa 53 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente (CO2 äq) Treibhausgasemissionen. Das entspricht mehr als einem Drittel aller Treibhausgasemissionen, die der Landwirtschaft zuzuordnen sind beziehungsweise ungefähr 7,5 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen. Stoppen lassen sich diese Freisetzungen nur, indem die Wasserstände in den entwässerten Moorböden angehoben werden. Renaturierte Moore dienen zudem als Lebensraum für hochspezialisierte, seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten und erfüllen durch ihre Wasserspeicherkapazität wichtige Funktionen als Temperatur- und Feuchtigkeitsregulatoren. (https://www.bmuv.de/themen/naturschutz/moorschutz).
Aus diesen Gründen hat die Bundesregierung eine Nationale Moorschutzstrategie beschlossen, die Teil des Aktionsprogramms “Natürlicher Klimaschutz” (ANK) ist. Damit soll ein Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung geleistet sowie die für Moore typische Artenvielfalt besser geschützt und wiederhergestellt werden. Im ANK stehen bis 2026 für die verschiedenen Maßnahmen insgesamt vier Milliarden Euro zur Verfügung. Der Schwerpunkt liegt auf der Finanzierung von konkreten Renaturierungsmaßnahmen und Anreizen für klimafreundliche und naturverträgliche Bewirtschaftungsformen.
Fotogalerie
Quellen
Ellenberg H., Leuschner C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen: In ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Ulmer Verlag, Stuttgart.
https://mowi.botanik.uni-greifswald.de/moore-in-deutschland.html
https://peatlands.org/peatlands/what-are-peatlands/
https://www.greifswaldmoor.de/
https://www.bmuv.de/download/aktionsprogramm-natuerlicher-klimaschutz
Zerbe, S. & Wiegleb, G. (Hrsg.) (2016): Renaturierung von Ökosystemen in Mitteleuropa. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg.