Natura 2000 und Gewässer
Der Begriff „Gewässer“ umfasst Fließ- und Stillgewässer. Im Zusammenhang mit Natura 2000, Ökosystemdienstleistungen und Naturschutz allgemein sind unter den Gewässern in jüngerer Zeit Fließgewässer eindeutig von größerer Relevamz (Schwoerbel & Brendelberger 2022) Fließgewässer werden sehr anschaulich auch als „Lebensadern“ unserer Landschaft bezeichnet. Sie bilden zusammen mit ihren natürlichen Überschwemmungsgebieten, den Auen, einen länderübergreifenden Biotopverbund und erfüllen bedeutsame Funktionen im Naturhaushalt. Insbesondere für den Erhalt der biologischen Vielfalt, den Wasser- und Stoffhaushalt der Landschaft und den Hochwasserschutz sind sie von erheblicher Bedeutung.
Die Flussauen der großen Ströme und vieler kleiner Flüsse in Deutschland sind meist weit von ihrem natürlichen Zustand entfernt. Laut Auenzustandsbericht gelten in Deutschland nur noch etwa 9 % der rezenten Auen, die selbst nur ein Drittel der ursprünglichen Auenflächen ausmachen, als ökologisch intakt. Dementsprechend sind auch eine Vielzahl der an Gewässer- und Auenbiotope gebundenen Tier- und Pflanzenarten stark gefährdet und ihre weiteren Funktionen wie z.B. der Hochwasserrückhalt beeinträchtigt. Auenökosysteme können sich durch die Schaffung geeigneter ökologischer Rahmenbedingungen in hohem Maße regenerieren. Hierfür ist jedoch die Flussdynamik und zur Verfügung stehende Fläche entscheidende Faktoren.
In Deutschland sind Fließgewässer von den Ebenen bis in die Bergstufe der Gebirge in allen Naturräumen weit verbreitet. Hauptgefährdungsursache für Fließgewässer ist der Fließgewässerausbau mit Stauhaltungen, Uferverbau und -befestigungen, Sohlverbau, Gewässerbegradigung, Stromgewinnung sowie Nährstoff- und Schadstoffeintrag. Dieser Problematik wird auf europäischer Ebene durch die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Rechnung getragen, nach der alle Fließgewässer in eine „guten ökologischen Zustand zu überführen sind. Neben vielen Programmen zur Renaturierung von Fließgewässern auf Länderebene werden auf Bundesebene bündelt und fördert das Bundesprogramm „Blaues Band“ Renaturierungsprojekte an größeren Fließgewässern und Wasserstraßen.
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Quellen
Schwoerbel, J. & Brendelberger, H. (2022): Einführung in die Limnologie. Stoffhaushalt – Lebensgemeinschaften – Technologie. 11. Aktualisierte Auflage. Springer.
https://www.bfn.de/gewaesser-und-auen