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„Lehrgang über Grundlagen, Ökologie und Management von europaweit geschützen Arten und Lebensraumtypen “




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Geschichte und Veränderungen der Landwirtschaft

Die Geschichte der Landwirtschaft in Mitteleuropa und ihre vielfältigen Weiterentwicklungen seit ihrem Beginn am Ende der Steinzeit bis heute zu kennen, ist sehr wichtig, will man ihre Einflussfaktoren sowie ihre Auswirkungen auf die Landschaft, die biologische Vielfalt und den Menschen verstehen. 

Mit der neolithischen Revolution am Ende der Steinzeit begann die Sesshaftwerdung und damit die landwirtschaftliche Tätigkeit der Menschen als Ackerbauern und Viehzüchter. Ausgehend vom fruchtbaren Halbmond in Kleinasien breitete sie sich über ganz Europa und Asien aus. Es begann mit der sog. Einfelderwirtschaft auf fruchtbaren Lössböden, auf denen mehrjähriger Anbau ohne Düngung möglich war. Später und dann parallel wurde in den Mittelgebirgsregionen vorwiegend Feld-Wald-Wechselwirtschaft betrieben, bei der sich Getreideanbau, Weide und Brennholznutzung in mehrjährigen Zyklen abwechselten. Der nächste Schritt war die Zweifelderwirtschaft von der Römerzeit bis ins Mittelalter, bei der Brachestadien zur Erholung der Böden eingestreut wurden und Düngung an Bedeutung gewann. Mit der Dreifelderwirtschaft konnten dann bis zum Beginn der Neuzeit die wachsende Bevölkerung zumindest in der Klimagunstphase des Hochmittelalters meist ausreichend ernährt werden. Einen weiteren Durchbruch brachte die „verbesserte Dreifelderwirtschaft“ mit Beginn der Neuzeit, in der zu den Brachephasen Leguminosen zur Stickstoffmehrung und vermehrt Hackfrüchte inkl. Kartoffeln angebaut wurden. Diese Form der Landwirtschaft war der Standard bis in die 1940er Jahre und ist es bis heute im Biolandbau.

Das Grünland hingegen veränderte sich viele Jahrtausende kaum und wurde zusätzlich zur verbreiteten Waldweide immer als Weide genutzt. Erst seit dem Mittelalter ist die Nutzung als Wiese belegt, also Grünland, von dem das Gras geerntet und als Frischfutter oder Heu dem Vieh an anderer Stelle vorgesetzt wurde. Grünland gewann ab dem Mittealter stetig an Bedeutung, da die wachsende Bevölkerung immer mehr Getreide brauchte und somit immer mehr Vieh bzw. Stallmist zur Düngung der Äcker benötigt wurde (das Vieh natürlich zusätzlich zur Ernährung und Milchgewinnung). Zur Erzeugung der großen Menge an Stallmist wurde somit das Grünland als Futter immer wichtiger. „Die Wiese ist des Ackers Mutter“ ist ein berühmtes Zitat aus der Zeit.

Den größten Umbruch seit Ende der Steinzeit erfuhr die Landwirtschaft jedoch mit der Intensivierung in den 1950er Jahren, zu der neben der immer stärkeren Technisierung die Erfindung von Mineraldünger und Pestiziden entscheidend beitrug. Hierdurch konnte die Produktion landwirtschaftlicher Güter enorm gesteigert werden. Gleichzeitig wurde vielfach die Qualität der Produkte verbessert und die Gefahr von Missernten enorm verringert. Die bekannten negativen Folgen zeigen sich allerdings in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher: die Überdüngung der Böden inkl. Stickstoff- und Pestizidbelastung der Gewässer, die Vereinheitlichung der Landschaft, die extreme Abnahme der Biodiversität durch die zunehmende Intensivierung und das Höfesterben. 

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Quellen

Poschlod, P. (2017): Geschichte der Kulturlandschaft. Ulmer, Stuttgart. 320 S.

Blackbourn, D. (2008): Die Eroberung der Natur. Pantheon, München. 592 S.

Küster, H. J. (1999): Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. C.H. Beck, München. 424 S. 

Harari, Y. V. (2013): Eine kurze Geschichte der Menschheit. DVA, München. 528 S.

Bojs, K. (2018): Meine europäische Familie: Die ersten 54.000 Jahre. Theiss, Stuttgart. 431 S.

Benecke, N., Donat, P., Gringmuth-Dallmer, E., Willerding, U. (Hrsg.) (2003): Frühgeschichte der Landwirtschaft in Deutschland. In: Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 14 Beier & Beran, Langenweißbach.

Datum: 24.04.2024
Online: https://www.natura2000manager.de
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